WZ 22.11.2024 S.25
Die Kantorei Dreiklang blickt auf 20 Jahre und zahlreiche Auftritte zurück
Ein Chor, der sich auch auf Experimente einlässt
Von Bernadette Brutscheid
Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter ihnen. Die Kantorei „Dreiklang – Kirchenmusik in Wuppertal“
kann, nach ihrem 20. Geburtstag im Verein Dreiklang, auf zahlreiche Auftritte und Veranstaltungen blicken.
Zunächst konzentrierte man sich auf das Kooperationsprojekt „Facetten der Romantik“, das im Mai ausgerichtet wurde. Zusammen mit dem Streichorchester „Sinfonietta Wuppertal“ hat der Chor unter
Leitung von Eva Caspari romantische Musik der Komponisten Mendelssohn Bartholdy und Gabriel Fauré sowie weiterer Zeitgenossinnen aufgeführt.
Zu hören war das Konzert in zwei Wuppertaler Kirchen, der Erlöserkirche in der Stahlstraße und der Kirche St. Bonifatius am Deutschen Ring. Bei beiden Aufführungen gab es großen Zuspruch von den
zahlreichen Zuhörern. „Besonders die Musik der französischen Komponistin Mel Bonis war eine großartige Neuentdeckung für Ausführende und Publikum“, schwärmt Caspari. Zuvor waren Teile des Konzertes
schon in der Thomaskirche an der Opphofer Straße aufgeführt worden. Für die Sänger und Sängerinnen war das „Eckensingen“ eine neue und auch ungewöhnliche Erfahrung. An drei Plätzen in der Elberfelder
Innenstadt erklangen ebenfalls Auszüge aus dem Programm, zur Freude und Überraschung des Publikums. „Ich finde es toll, dass sich der Chor auf dieses Open-Air-Experiment eingelassen hat“, so
Caspari.
In kleinerer Besetzung erfreute der Chor während des Sommers die Bewohner des Seniorenheimes Bethesda mit Sommerliedern zum Zuhören und Mitsingen, denn „Musik wischt den Staub des Alltags von der
Seele“, bemerkte der deutsche Schriftsteller Bertholt Auerbach schon in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Mit dabei war auch Elisabeth Ahlrichs, die seit 20 Jahren im Chor singt und so auf eine langjährige Chorerfahrung blicken kann. „Mir geben die einzelnen Proben immer sehr viel. Es ist eine Freude zu
erleben, wie zunächst schwer erscheinende Stücke im Laufe der Zeit gut erarbeitet und singbar werden.“
Im September war der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh, der sich insbesondere für die Amateurmusik einsetzt, zu Gast. Er besuchte ein Konzert in der Ronsdorfer Lutherkirche. Es fand statt im Rahmen
des Projektes „Engagement macht stark“, mit dem das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) seit 2004 den Einsatz über 30 Millionen freiwillig Engagierter würdigt. In dem Konzert ergänzte
und bereicherte der Kantor Christian Auhage das Programm um drei Orgelstücke.
Zum Beginn des neuen Kirchenjahres gestaltet die Kantorei den musikalischen Auftakt zum Advent. In diesem Jahr sind der Gospelchor Joyful Voices und der Bläserkreis dabei. In der Thomaskirche
erklingt am Samstag, 30. November, um 17 Uhr Chor- und Bläsermusik zum Zuhören und Mitsingen.
„Das Adventskonzert findet jedes Jahr statt und ist immer wieder ein schöner Einstieg in den Advent“, findet Caspari. Ein letztes Highlight in diesem Jahr wird am 22. Dezember um 19 Uhr die große
Chorgala in der Stadthalle sein. Dort veranstaltet die Wuppertaler Kurrende zum Abschluss ihres Jubiläumsjahres zusammen mit fünf befreundeten Chören ein Weihnachtskonzert. Mit dabei ist auch die
Kantorei, die zu einer großen Klangvielfalt bekannter Wuppertaler Chöre beiträgt und zum Abschluss mit Sängern und Sängerinnen gemeinsam einen über 200-köpfigen Chor bilden wird.
Im neuen Jahr schließen sich dann nahtlos die Proben für das am 22. Mai stattfindende Konzert „Puccini, Messa di Gloria“ an. „Auf diese wunderschöne romantische Messe freue ich mich besonders“,
verrät Caspari.
„Die Erarbeitung der Puccini Messa di Gloria wird nicht einfach werden“, ist Ahlrichs klar. „Dank unserer engagierten Chorleiterin ist die Chorgemeinschaft gut zusammengewachsen und die musikalische
Entwicklung greifbar. Sie ist bei den Proben immer wieder zu erleben.“ Die Auftritte machen nicht nur den Zuhören Freude, sondern motivieren immer wieder weitere Sänger und Sängerinnen, sich der
Kantorei anzuschließen und mitzusingen. In diesem Jahr gab es sieben neue Aufnahmen in die Chorgemeinschaft.
Auch für die zukünftige Chorarbeit freut man sich über weitere engagierte, chorerfahrene Sänger und Sängerinnen in allen Stimmlagen. Geprobt wird donnerstags von 19.45 Uhr bis 22 Uhr. Darin
eingeschlossen ist auch eine fundierte Stimmbildung. Interessierte melden sich gerne bei Eva Caspari:
caspari.eva@googlemail.com - www.dreiklang-wtal.de
Ronsdorfer Sonntagsblatt - 06.10.24
WZ 08.11.2022
WZ 18.10.2022
Man kennt es aus den Kommunikationswissenschaften und vom Frühstückstisch: Wichtige Botschaften wiederholt man lieber mehrmals. Getreu diesem Motto stand auch der Auftakt des Chorkonzerts der Kantorei Dreiklang am Sonntagabend unter dem Primat der Wiederholung. Gleich viermal stimmte der Chor den Wunsch: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten“ an. Vier Variationen aus unterschiedlichen Jahrhunderten von Johann Sebastian Bach, Hugo Distler, Balthasar Resinarius und Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten den Auftakt des knapp 90-minütigen Konzerts in der evangelischen City-Kirche.
Es handle sich bei den von Martin Luther überlieferten Zeilen um einen „alten zeitlosen Text“, der „tagesaktuell und dringlich“ sei, sagte die neue Chorleiterin Eva Caspari zur Begrüßung der Besucherinnen und Besucher. Zuvor zeigte sich Caspari hoch erfreut über die rege Nachfrage zu dem Auftritt. Geschätzt zwischen 250 und 300 Menschen wollten das erste Konzert des Chors nach drei Jahren Corona-bedingter Zwangspause erleben. So voll wurde es im Zuschauerraum der City-Kirche, dass die Besucher auf die Treppen zur Empore beziehungsweise in das Café ausweichen mussten. Sieben Chorstücke in unterschiedlichen Variationen von sechs Komponisten standen auf dem Programm. Begleitet wurde der Chor vom Kreiskantor des Kirchenkreises Wuppertal, Jens-Peter Enk, an Orgel beziehungsweise Klavier. Enk trug zudem noch drei Orgelstücke als Solist vor: Neben Bach und Mendelssohn Bartholdy auch ein modernes Stück - eine Fantasie über „All People That on Earth do Dwell“ von Margaretha Christina de Jong. Ein anspruchsvoller Vortrag, der mit seinen teilweise recht atonalen Klängen die Gehörgänge des Publikums forderte.
Bei der Folge der Stücke begebe man sich auf „eine Reise vom Dunkel ins Licht“, betonte Caspari, die seit Juni den Chor leitet. Zugleich war es ein Durchgang von der Klassik bis in die Moderne: von Bachs Motette „Jesus meine Freude“ bis zu dem britischen Komponisten John Rutter mit den eher poppig angehauchten Stücken „Look at the World“ und „The Peace of God“.
Das Publikum dankte mit reichlich Applaus. Und Dorothee Philipps, Mitglied des rund 50-köpfigen Chores und zugleich Vorsitzende des Vereins Kantorei Dreiklang, würdigte die neue Chorleiterin Caspari für deren Arbeit. „Du forderst uns“, betonte Philipps in einer kurzen Dankesrede für die musikalische Leiterin. Caspari hatte den Job übernommen, nachdem der bisherige Leiter als Folge der Corona-Pandemie die Tätigkeit beendet hatte. Man habe „viel Freude“ an den Proben gehabt, sagte die Vereinsvorsitzende. Gegenüber der WZ verwies Philipps darauf, dass man das Programm für den Abend erst seit dem Sommer eingeprobt habe: Das sei schon „ein sehr sportliches Programm“ gewesen. Nach der Zwangspause wegen Corona habe man mit einem „kleinen Konzert“ wieder in den Aufführungsbetrieb einsteigen wollen und deshalb die City-Kirche ausgewählt. Über die große Publikumsresonanz zeigte sich die Vereinsvorsitzende gleichwohl begeistert.
WZ 05.11.2019
Die Kantorei Dreiklang beeindruckte mit einem ausgewogenen Klangbild. Foto: Fischer, Andreas H503840
Die Kantorei Dreiklang musizierte im Kulturzentrum Immanuel sehr gepflegt.
Von Hartmut Sassenhausen
Unvollendete Werke gibt es in der Klassik viele, etwa Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“. Franz Xaver Süßmayr, laut Constanze Mozart ein Schüler von ihm um 1790, vervollständigte es. Diese Fassung wird bis heute am meisten gespielt. Aber auch seine große Messe in c-Moll (KV 427) hinterließ er als Torso. Dieses Opus hatte sich die Kantorei Dreiklang für ihr Herbstkonzert im Kulturzentrum Immanuel ausgesucht und begeisterte damit die zahlreich erschienenen Zuhörer.
Gerade seit der ersten kritischen Ausgabe dieses Fragments im Jahr 1956 gab und gibt es Bemühungen, es zu vollenden. Einer von ihnen ist der US-amerikanische Pianist, Musikpädagoge und –wissenschaftler Robert Levin (Jahrgang 1947), der es anno 2005 fertigstellte. Diese Version wurde aufgeführt.
Hinsichtlich Orchestrierung, Satztechnik, Umgang mit Harmonien und Melodieführung war die hinzukomponierte Musik Mozart pur, die zu hören war. Levin hatte sich also richtig Mühe gegeben und unter anderem aus Mozart-Skizzen logische Schlussfolgerungen gezogen. Trotzdem sollte das Fragezeichen im Raum stehenbleiben, ob der große Meister der Wiener Klassik es so geschrieben hätte. Denn: Klingen nicht seine vollendeten Werke, auch wenn sie noch so komplex sind, spielerisch leicht flüssiger als die an diesem frühen Abend gehörten Zusätze aus einer anderen Feder?
Abgesehen davon gelang Levin eine in sich runde schlüssige vollständige Messvertonung für Solisten, Chor und Orchester, die die Kantorei Dreiklang wohl zum ersten Mal in Wuppertal zur Aufführung brachte. Man kann vor dem Chor nur den Hut ziehen, wie er seine teils nicht leichten Partien (etwa Fugen und Doppelchörigkeit) hochmusikalisch und tief ausgelotet vermittelte. Unter dem präzisen Dirigat von Roland Schwark beeindruckte er mit einem ausgewogenen Klangbild. So fielen kleine Unsicherheiten, Intonationsschwankungen und ein paar ungenaue Einsätze nicht sonderlich ins Gewicht.
Hinzu gesellten sich zwei bestens disponierte Sopranistinnen. Agnes Kovacs und Dorothea Brandt brillierten dank ihrer beweglichen und in allen Registern sicheren Stimmen mit fesselnden Vorträgen. Auch Tenor Mark Heines gestaltete das „Et in Spiritum Sanctum“ sehr ausdrucksstark. Ebenso klar sang Bass Harald Martin die beiden Schlussnummern mit.
Hier wie bei Carl Philipp Emanuel Bachs 5. Sinfonie aus dem sechsteiligen Opus „Wq 182“ musizierte das kleine Orchester, das sich unter anderem aus Mitgliedern des Sinfonieorchesters Wuppertal zusammensetzte, trotz einiger Unsauberkeiten sehr gepflegt.
Lang anhaltende stehende Ovationen waren der Dank für ein gehaltvolles Chorkonzert.
WZ 18.09.2018